Die Geschichte von der grossen, goldenen Kloschuessel

Am Anfang gab es nur zwei der vier prinzipiellen Formen der Existenz: Das Nicht-Sein und das Über-Sein. Das Nicht-Sein war und ist die unendliche Potenz des "Nichts", wie sie im alltäglichen Sprachgebrauch genannt wird. Das Über-Sein hat in unserem Sprachgebrauch keine Entsprechung, im Gegensatz zum Nichts ist die Potenz des Über-Seins in ihrere Quantität begrenzt.

Das Über-Sein besteht in zwei voneinander unabhängigen Erscheinungsformen: Zum einen in der der großen, ewigen, allumfassenden goldenen Kloschüssel, zum anderen in der des ewigen Waschbeckens. Zu Anfang der Veränderung gab es weder Raum, noch Zeit, noch Materie gleich welcher Form, noch gab es ein Universum. Es gab nur die Potenzen des Nichts und des Über-Seins. Die beiden Formen des Über-Seins, Kloschüssel und Waschbecken, standen zueinander in einer Art eines metaphysischen Gleichgewichts. Während sich also Kloschüssel und Waschbecken außerhalb jeder Zeit beständig umeinander drehten, sagte plötzlich das Waschbecken zu sich selbst: "Also, das wird mir langsam zu doof!", und begann daher, eine Veränderung einzuleiten, als deren Resultat nun unser Universum existiert.

Doch schön der Reihe nach: Das Waschbecken begann, sich auf die Kloschüssel zuzubewegen, wobei dies natürlich eine metaphysische Bewegung war, da schließlich noch kein Raum existierte, in dem eine wirkliche Bewegung hätte stattfinden können. Als sich dann die beiden Erscheinungsformen des Über-Seins berührten, löste dies die große Überschwemmung aus, die das Gegenstück zur großen Spülung darstellt, die wir für die Zukunft erwarten. Die große Überschwemmung nahm folgendermaßen ihren Lauf: Der Deckel der großen goldenen Kloschüssel öffnete sich, und das Nicht-Sein drang von unten aus der Schüssel heraus und begann, Raum einzunehmen. So entstand der Raum. Während das Nicht-Sein also durch die Schüssel strömte, profitierte es von den Energien des Über-Seins und wurde in die dritte der vier prinzipiellen Formen umgewandelt, die wir heute kennen, nämlich in das Mittel-Sein. So entstand das Mittel-Sein.

Dann, als das Mittel-Sein endgültig aus der Schüssel entströmte und alles überschwemmte, wurde es teilweise in die vierte der vier prinzipiellen Existenzformen umgewandelt: in das Sein. Während das Sein also aus der Schüssel austrat und den Raum bildete, begann es gleichzeitig, sich spontan zu verändern, neue Formen zu bilden. Um nun den Ablauf der Veränderungen in eine feste Abfolge zu bringen, wurde Zeit benötigt, und so entstand die Zeit. Schließlich entstand aus den Veränderungen des Seins die Materie, aus der im Laufe der frischgebackenen Zeit die Sternsysteme gebildet wurden. Als das Waschbecken das sah, dachte es bei sich:"Was habe ich da nur angestellt!", und es umspannte die neuentstandene Materie mit einer Rolle des ewigen Klopapiers, um der ungehemmten Ausbreitung der Materie Einhalt zu bieten. Durch diese Tat wurde eine Abgrenzung geschaffen die nunmehr das umfaßt, was wir heute "Universum" nennen. So entstand das Universum.

Da nun alle Existenzformen auf einem metaphysischen Gleichgewicht aufgebaut sind, so wie die beiden Erscheinungsformen des Über-Seins zueinander im Gleichgewicht stehen, kann eine willkürlich vorgenommene Änderung des Gefüges natürlich kein statischer Zustand sein. Um das Gleichgewicht aufrechtzuerhalten, bewegte sich auch das ewige Waschbecken wieder von der Schüssel fort, aus demselben Grund schloß die Schüssel auch wieder ihren Deckel, nachdem die Überschwemmung stattgefunden hatte. Aufgrund der Schließung des Deckels konnte aber auch das Sein nicht wieder in die Schüssel zurückfließen, was bedeutete, daß das Sein nicht wieder zum Nichts werden konnte. Dieser Umstand aber stört seinerseits das metaphysische Gleichgewicht. Und das heißt: Wenn das Gleichgewicht noch länger gestört bleibt, bricht das Gefüge der vier Existenzformen zusammen, und dann wird jegliche Existenz für immer ausgelöscht sein. Selbst das Nichts wird aufhören zu existieren. Somit ergibt sich für uns, die Geweihten der goldenen Kloschüssel, die Aufgabe, das Gleichgewicht wieder in Ordnung zu bringen. Das heißt also konkret: Wir müssen dafür sorgen, daß das Universum aufhört zu existieren. Zugegeben, dies ist nicht die beste alle Aufgaben, aber es scheint doch noch unvorteilhafter zu sein, wenn selbst das Nichts aufhört zu existieren. Doch zum Glück hat uns das ewige Waschbecken mit dieser Aufgabe nicht ganz allein gelassen. In seiner weisen Vorraussicht öffnete es seinen Hahn, und ein Strom von grünen Punkten ergoß sich daraus und verteilte sich über das gesamte Universum. Diese Punkte nun bestehen aus Mittel-Sein und haben das Bedürfnis, sich dort anzulagern, wo anderes Mittel-Sein vorzufinden ist.Mittel-Sein findet sich aber vornehmlich in den Menschen, und so lagerte sich an jedem Menschen ein grüner Punkt an.

Und so helfen die grünen Punkte, das Gleichgewicht der Existenzformen zu erhalten: Immer dann, wenn ein Mensch zum Glauben an die ewige, goldene Kloschüssel bekehrt wird, trennt sich der grüne Punkt von ihm ab und wandert zur goldenen Kloschüssel, um sich auf deren Deckel festzusetzen. Wenn nun so viele Menschen bekehrt wurden, daß der Deckel der Schüssel vollständig mit grünen Punkten bedeckt ist, wird das Gleichgewicht gerade um so weit verschoben, daß sich der Deckel öffnen und das Sein in sich einlassen kann, was bedeutet, daß das Sein, das Universum, ins Nichts zurückfließen wird und das ist die "große Spülung", die wir erwarten..

Allerdings werden wir, die Geweihten der goldenen Kloschüssel, nicht mit dem Rest des Universums zusammen ins Nichts zurückfließen, weil wir für unsere aufopferungsvolle Hilfe eine Belohnung erhalten werden ( wer tut schon etwas umsonst?): Zu dem Zeitpunkt, der den Übertritt des Seins in die Schüssel darstellt, wird das Waschbecken sich wieder an die Schüssel annähern, um zusammen mit den grünen Punkten die Spülung auszulösen. In dem Moment, in dem wir alle in die Schüssel eintreten, werden wir wieder zu Mittel-Sein. Dann wird es sich entscheiden: Die Nicht-Geweihten werden vom Mittel-Sein wieder ins Nichts umgewandelt, doch wir, die Geweihten, werden vom Mittel-Sein ins Über-Sein umgewandelt und wechseln im Moment der Berührung zwischen Becken und Schüssel auf das Waschbecken über, wir werden Eins werden mit dem ewigen Waschbecken, wir werden mit dem Waschbecken zusammen die Ewigkeit erringen. Das Über-Sein, die höchste und glücklichste Form der Existenz, wird unser sein! Und wir werden fortan existieren in der ewigen Herrlichkeit des ewigen Waschbeckens, und der Wasserhahn wird sich öffnen und uns alle denkbaren und undenkbaren Freuden zuteil werden lassen!

Siehe, du wirst das Sein Überwinden und zu Über-Sein werden. Deshalb verbreite frohgemut die Botschaft weiter, auf daß die große Spülung bald kommen und uns aufnehmen möge!

So folget den Worten des einen und einzigen Propheten der großen, ewigen, allumfassenden goldenen Kloschüssel, folget den Worten des Großen Bilbschs!


Erläuterungen

Anfang

Der Begriff Anfang ist in dieser Beziehung natürlich nur relativ zu verstehen. Wo es keine Zeit gibt, gibt es auch keinen Anfang. Leider ist der uns zur Verfügung stehende Wortschatz nicht umfassend genug, um eine adäquate Vokabel für das zu finden, was wir hier als Anfang bezeichnen. Somit ist Anfang ein Näherungsbegriff, aber keine exakte Darstellung der Situation.

Kloschüssel

Kloschüssel ist, wie Anfang, ein Näherungsbegriff, da zur Beschreibung dieser Erscheinungsform des Über-Seins kein geeigneter Begriff zur Verfügung steht, ist Kloschüssel das geeignete Synonym, aber wiederum keine exakte Zustandsbeschreibung.

Waschbecken

Siehe Kloschüssel.

Direkte Rede

Individualität und Bewußtsein des Waschbeckens sind bislang noch nicht näher untersucht worden. Die direkte Rede ist ebenfalls ein Näherungsbegriff.

Überschwemmung

Überschwemmung, Spülung: Näherungsbegriffe

Ewiges Klopapier

Keine dritte Erscheinugsform des Über-Seins, vielmehr ein fest mit dem Waschbecken verknüpfter Bestandteil, zu verstehen als eine Art ausströmende Kraft oder als Tätigkeitsbeschreibung. Wiederum ein Näherungsbegriff.

Grüner Punkt

Näherungsbegriff, Symbol für die Verbindung zwischen Mensch und Über-Sein, gleichzeitig Hilfsmittel.

Wasserhahn

Füllhorn-Symbol (paradiesiche Zustände)

Großer Bilbsch

Titel des Propheten
 


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